Das Octovalve und die Leiterplatten-Symphonie
Veröffentlicht am: 16. März 2021
Das Octovalve und die Leiterplatten-Symphonie

Hallo zusammen,

ich mag Ingenieure. Das hätten Sie nicht gedacht, oder? Ich meine aber nicht diese PowerPoint-Helden mit Ingenieursabschluss, ich meine richtige Ingenieure. Leute, die etwas entwickeln. Die neue Technologie voranbringen. Die um die Ecke denken und Lösungen finden für „Es geht nicht“-Probleme.

Ein echter Checker ist Sandy Munro, Inhaber der gleichnamigen Firma aus Michigan, USA. Er ist nicht nur bekannt für seine Projekte, sondern auch dafür, sein Wissen in Youtube-Videos zu teilen. Unter anderem zerlegt seine Firma regelmäßig neue Autos, analysiert den Aufbau und die Bauteile, schreibt darüber Berichte und verkauft diese an die Automobilindustrie. Wenn Sie also eine Firma haben, die Hintergrundwissen über Autositze, Radios oder Lenkrad-Elektronik von Ihren Wettbewerbern braucht, sind Sie bei ihm richtig.

Sandys Meinung zählt in der Industrie. Als er vor etwa drei Jahren mal ein Tesla Model 3 zerlegt hatte und zum Ergebnis kam „Die Qualität ist schlechter als bei einem Kia in den 90er-Jahren“ ist der Aktienkurs von Tesla sofort gesunken. Letztes Jahr hat er wieder ein Model 3 zerlegt und kam zum gegenteiligen Ergebnis: „Super Qualität, und der Aufbau des Autos ist genial. Tesla kann damit sehr hohe Margen erzielen, wenn die Stückzahl stimmt.“ Daraufhin ist der Absatz gestiegen, und die Tesla-Aktie hat zum Höhenflug angesetzt.

Wissen Sie, was ein „Octovalve“ ist? Ehrlich gesagt wusste ich es nicht, bis ich das entsprechende Video auf Sandys Kanal gesehen habe. Ein Octovalve ist eine Mischung aus einem „Octopus“ und einem „Valve“, also einem Ventil. Das Octovalve ist im Model Y verbaut, und es steuert den Kälte- und Klimakreislauf. Natürlich kann man im Video nicht alle Details sehen (irgendwer muss ja auch die Berichte kaufen), aber es wird klar: Hier sind unglaublich viele Funktionen auf engstem Raum vereint, die Produktionstechnik ist genial, die Montage ist sehr simpel, und vor allem: die Vereinigung der Funktionen bringt eine erhebliche Energieeinsparung für den Fahrer. Die Aussagen, die ich kenne, sagen „10% mehr Reichweite“. Das ist viel bei einem Elektroauto, und das Octovalve ist sicher sehr viel günstiger als 10% mehr Batterie.

Was habe ich noch gelernt? Ein Rückspiegel in einem Tesla Model 3 kostet unter 30 Dollar mit allen elektronischen Funktionen. Der Rückspiegel in einem entsprechenden BMW kostet etwa 40% mehr. Und der in einem GM-EV kostet weit über 100 Dollar. Unvorstellbar! Bei BMW und GM arbeiten ja auch nicht nur Vollpfosten, und die Produktionskosten sind das Nummer-1-Thema in jedem Serienprojekt. Merken Sie, warum die Tesla-Aktie so stark gestiegen ist?

Oder schauen Sie sich mal eine Episode an, wo er über die Elektronik spricht. Da kriegt er sich nicht mehr ein vor Begeisterung: „Schauen Sie mal diese Leiterplatte. Die ist wunderschön. Die ist eine…eine…eine Symphonie an Bauelementen.“

Ich weiß, diese Kommentare sind etwas für Nerds. Aber vielleicht sind Sie ja einer. Und falls Sie zufällig Rückspiegel-Entwickler sind, schnallen Sie jetzt bitte Ihren Gürtel enger. Sie sind zu teuer!

Die Videos finden Sie auf dem Kanal „Munro Live“: https://www.youtube.com/channel/UCj–iMtToRO_cGG_fpmP5XQ

Viel Spaß!

Gruß
David Wenger

PS: Ich bin weder Aktionär von Munro&Associates noch von Tesla und bekomme auch keine Provision von niemandem. Dies nur zur Klarstellung 🙂

Verfolgen Sie doch auch die Diskussion auf LinkedIn.

Oder senden Sie eine E-Mail an: solution(at)wenger-engineering.com

30,000 people from over 100 countries read David Wenger’s email blog every week.

Sign up to be infotained about hydrogen, electromobility and renewable energies.

*By clicking on „Subscribe“ you agree to the use of your data for marketing purposes in the context of our privacy policy. Your data is safe with us and will be treated confidentially.