Erst 0,03% (in Worten: Nullkommanulldrei Prozent)
Veröffentlicht am: 5. Mai 2021
Erst 0,03% (in Worten_ Nullkommanulldrei Prozent)

Liebe alle,

am Sonntag war in der ehrenwerten Bild-Zeitung ein interessanter Artikel mit dem Titel „Erst 0,03% des Fördergelds geflossen!“

Es ging dabei um den ehrenwerten Bundesminister Peter Altmaier von der ebenfalls ehrenwerten CDU, die ja die Ambition hat, auch in Zukunft den Bundeskanzler zu stellen.

Ich zitiere:

„Deutschland möchte Vorreiter im klimaschonenden Wirtschaften werden – ein zentraler Baustein der Bundesregierung: Wasserstoff. 9 Milliarden Euro waren dafür im Fördertopf des Wirtschaftsministers. Nun wird öffentlich: Bislang – fast ein Jahr nach dem Start der Initiative – ist davon nur ein minimaler Bruchteil geflossen! […] 9 Milliarden Euro sind dafür im Corona-Konjunkturpaket vorgesehen, um zur weltweiten Nummer eins zu werden. Startschuss der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ war im Juni 2020. Doch knapp ein Jahr später sind davon bisher nur 2,527 Millionen (!) Euro geflossen.“

So weit, so traurig. Mit neun Milliarden werben, aber nur 2,5 Millionen tatsächlich in die Wirtschaft investieren, während die Wirtschaft wegen der Krise darbt. Jetzt kommt aber der noch traurigere Teil:

„Wie viele Investitionen durch die Fördermittel bisher angereizt wurden, sei noch nicht möglich, da man zunächst das aktuell laufende Bewilligungsverfahren abwarten müsse.“

So viel zur offiziellen Antwort der Bundesregierung an den Bundestagsabgeordneten, der die Frage gestellt hat.

Ich lese den Artikel und denke „Finde den Fehler!“

Hier meine Realität: Wir haben vor anderthalb Jahren beim BMWi – also bei Herrn Altmaier – einen ZIM-Förderantrag gestellt. Es ging um die Verbesserung der Zuverlässigkeit von Wasserstoffsystemen durch Datenauswertung. Abgelehnt, da wir zu wenig Erfahrung auf dem Gebiet vorweisen können. (Natürlich fehlt uns die Erfahrung für genau das Thema, sonst müssten wir es ja nicht machen…) Wir haben den Antrag überarbeitet und nochmal eingereicht. Nach lächerlichen 6 Monaten Bearbeitungszeit haben wir eine erste Rückmeldung erhalten: „Vielen Dank für Ihren Antrag, aber hier ist noch ein Kommafehler, da könnte man einen Satz noch etwas umformulieren, und dort hätten wir auch noch eine kleine Frage.“

Ich will nicht arrogant klingen, aber wenn man für einen Antrag über läppische 200.000 Euro sechs Monate auf eine erste Antwort warten muss, ist doch etwas faul. Wie lange dauert das dann, bis man neun Milliarden verteilt hat? 22.500 Jahre? Wenn man als Regierung dem Mittelstand wirklich helfen will, muss das doch anders lösbar sein. In der Zeit, die wir jetzt mit Warten auf die Ämter verbracht haben, hätten wir das Thema schon ein- für allemal gelöst.

Und jetzt, wo die Kunden die Lösung verlangen, sind wir zu 150% ausgelastet, aber unsere internationalen Wettbewerber haben ein vergleichbares Produkt auf dem Markt.

Eine wahre Geschichte aus dem richtigen Leben.

Nächste Woche erzähle ich Ihnen, was in China passiert ist in der Zwischenzeit.

Gruß

David Wenger

 

PS: Die Bild-Zeitung ist übrigens auch der Kracher. Die wollen mit der Elektrolyse Strom produzieren (guckst du Füsik in der PISA-Studie, Alter!). Ich zitiere wieder: „Bis 2040 soll mithilfe der Wasserstoff-Elektrolyse zehn Giga-Watt Strom produziert werden – das ist zweieinhalbmal so viel, wie das größte deutsche Kohlekraftwerk Neurath in Grevenbroich (Nordrhein-Westfalen) schafft.“

PS2: Falls Sie mehr Know-How haben wollen als der Bild-Redakteur und mehr Geschwindigkeit als die deutsche Bundesregierung, melden Sie sich für die größte Wasserstoffkonferenz der Welt am 08.10.2021 an: www.hydrogen-online-conference.com (ist kostenlos, ohne Formulare und ohne Fördergelder umgesetzt).

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Oder senden Sie eine E-Mail an: solution(at)wenger-engineering.com

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