Seit ziemlich genau zwei Jahren habe ich einen Tesla. Die vermutlich häufigste Frage, die ich höre, lautet: „Und, bist du zufrieden?“. In dieser Mail will ich eine ausführliche Antwort geben.
Die Kurzversion der Antwort lautet: Ja, ich bin sehr zufrieden.
Hier kommen ein paar Zahlen:
- Anzahl gefahrene Kilometer: ca. 35.000
- Durchschnittsverbrauch: 21,1 kWh/100km (das entspricht gut 2 Litern Diesel auf 100km)
- Minimalverbrauch auf einer längeren Strecke: 15,6 kWh/100km (Schweizer Autobahn, konstant 120km/h)
- Maximalverbrauch auf einer längeren Strecke: 29,9 kWh/100km (A7 Ulm-Füssen, bergauf mit ca. 190km/h)
- Anzahl der größeren Probleme: null
- Anzahl der kleineren Probleme: eins (Reifendruck im vorderen linken Reifen war mal niedrig, da musste ich in die Werkstatt)
- Anzahl der Ladevorgänge: keine Ahnung, habe nicht mitgezählt
- Kosten pro Kilometer: verrate ich Ihnen in einer getrennten Mail
- Anzahl der Urlaubsfahrten: alle bis auf eine
Summa summarum bin ich wirklich sehr zufrieden. Das Auto ist dynamisch, innovativ und schön – so wie ich… ;-)))
Spaß beiseite: ich staune wirklich selbst, wie gut ich im Alltag mit einem Elektroauto klarkomme. Ich korrigiere: mit einem Tesla. Der Tesla ist ja der Tesla unter den Elektroautos. Die 450km Reichweite sind problemlos machbar. Bei 200km/h nicht, aber bei moderater Fahrweise auf jeden Fall.
„Ja und wie ist das mit dem Laden?“. Auch kein Problem. Ich nutze vier Möglichkeiten:
1. Bei mir im Wohngebiet hat die SWU eine Ladesäule aufgestellt. Am Anfang war diese kostenlos, jetzt zahle ich 10 Euro Grundgebühr im Monat und 3 Euro pro Ladevorgang. Also drei Euro und ein bisschen was für bis zu 450 km Reichweite. Bei einem Verbrauch von umgerechnet 2 Litern Diesel ein ungefähr äquivalenter Preis – aber mit zwei Litern kommt ja kein normales Auto aus. Also ein Bruchteil der normalen Kosten.
2. Bei mir zu Hause. Ich habe zwar nur eine Schuko-Steckdose, aber das ist egal. Das Laden von „ganz leer nach ganz voll“ dauert zwar ewig, aber erstens kommt es fast nie vor und zweitens steht so ein Auto ja auch mal länger rum.
3. Am Supercharger. Ich nutze ihn relativ selten, außer wenn ich wirklich lange Strecken fahre.
4. Destination Charging. Ganz wichtig. Ich suche mir auf Geschäftsreisen bewusst Hotels aus, die eine Lademöglichkeit anbieten. Dann ist es egal, wie ich ankomme – am nächsten Morgen ist die Batterie immer voll. Und normalerweise berechnen die Hotels auch nichts (dafür sind es meistens Hotels mit einem etwas höheren Zimmerpreis).
Drei Dinge sind also wichtig:
1. Eine Lademöglichkeit zu Hause. Ohne halte ich es für sehr schwierig und mühsam. Was will man tun, wenn man mal wirklich laden muss und die Ladesäule in der Umgebung ist besetzt?
2. Destination Charging. Für die normalen Geschäftsreisen von sagen wir mal 500 oder 600km reicht eine Ladung mit einem kurzen Zwischenstopp am Supercharger – und dann die Ladung über Nacht.
3. Die Tesla-Software: Mein Tesla sagt mir ganz genau, wann ich wo bin, welchen Ladestand meine Batterie hat und wann ich wo wie lange laden muss. Das gibt mir sehr viel Sicherheit. Bis jetzt ist mir keiner begegnet, der das so gut kann wie Tesla.
„Ja aber damit kann man dann ja nicht nach Südfrankreich fahren!“ ist auch so ein Spruch, den ich immer mal wieder gehört habe. Was für ein Quatsch! Wie oft stehen Sie morgens auf und sagen „Schatz, ich glaube, wir haben heute und morgen nichts vor. Lass uns mal kurz nach Nizza fahren zum Kaffeetrinken!“ Wenn Sie solche Strecken ein Mal im Jahr fahren, sind mehrere Pausen eh wichtig. Eine solche Fahrt macht man nicht mal einfach so, sondern plant sie. Und ob sie eine Stunde länger dauert oder nicht ist auch egal. Also geht das problemlos mit dem Tesla, dem Supercharger sei Dank.
Ich gebe aber auch zu, dass es Strecken gibt, für die ich den Tesla nicht genommen habe. Ins Saarland fahre ich nur noch mit dem Zug. Mit dem Tesla ist es – wenn man beim Kunden nicht laden kann – mühsam. 300km hin, 300km zurück. Geht nicht ohne Laden. Aber ich will bei einer solchen Fahrt nicht noch in Leonberg raus, sondern vor dem Feierabendverkehr an Stuttgart vorbei sein. (Strecken z.B. nach NRW mache ich eh nur mit der Bahn – insofern hat sich da nicht viel geändert seit dem Tesla.) Auch die Hannover Messe mache ich nicht mit dem Tesla. Mit dem Pendeln zur Übernachtungsgelegenheit – ich bin zu geizig, um 500 Euro für ein Hotel zu zahlen – kommen zu viele Kilometer im „No-Supercharger-Land“ zusammen. Und nach einer anstrengenden Messe will ich im Normalfall auch nur noch zurück – und nicht nach einer halben Stunde Fahrt eine lange Pause am SC machen.
So, ich merke gerade, dass die Mail eh schon lang geworden ist. Schön, dass Sie noch lesen.
Ich freue mich. Danke für Ihre Treue, aber bitte fragen Sie jetzt nicht, ob Sie Punkte sammeln können. 😉
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Gruß
David Wenger
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