Meine Wärmepumpe („Verstehen Sie Spaß?“ bei Familie Wenger)
Veröffentlicht am: 5. Juni 2019

Guten Tag zusammen,

letzte Woche habe ich ja angedeutet, dass meine Wärmepumpe mich irgendwann noch vollständig zur Verzweiflung bringt. Und das kam so:

Auf Empfehlung des Installateurs habe ich mich für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe entschieden. Während der Bauphase kam dann das neue Modell auf den Markt, also haben wir gleich das genommen. Mit Smart-Grid-Sowieso-Funktion und gefühlten tausend anderen Gimmicks. Ich habe mich nicht im Detail damit beschäftigt, weil meine Kunden für mich Priorität haben. Ich dachte „Die neueste Generation Wärmepumpe wird schon alles können, was ich brauche.“

Es ging damit los, dass wir drei Tage kalt geduscht haben, weil der Installateur vor lauter Neuheiten in dem Produkt überhaupt nicht wusste, wie er sie einstellen muss. Gut. Ist lösbar. Ruhig Blut. Drei Tage kalt duschen geht schon mal. Es gibt schlimmeres im Leben. Zum Beispiel vier Tage kalt duschen.

Zur Inbetriebnahme rückten sie dann gleich zu fünft an: Der Installateur mit zwei Mitarbeitern, ein Techniker des Herstellers und der Außendienstler. Alle wollten sich gleich schulen lassen in meinem Keller. Na gut.

Ich frage den Techniker: „Wenn ich jetzt eine PV-Anlage aufs Dach schraube, wie kann ich die mit der Wärmepumpe verbinden?“

Er: „Kein Problem, da gibt es das Smart-Soundso-Modul, das können Sie dann mit dem Soundso verbinden, dann geht das.“

Ich: „Besonders gut ist es ja, wenn die Wärmepumpe läuft, wenn ich Überschussstrom produziere – also tendenziell zwischen 11 und 14 Uhr. Das Stromnetz ist dann eh voll mit Solarstrom und der COP ist aufgrund der höheren Umgebungstemperatur auch besser. Die Einspeisevergütung ist eher unattraktiv, also ist die Maximierung des Eigenverbrauchs eh gut. Wie mache ich das mit dem Gerät?“

Er: „Das geht nicht.“

Ich: „Wie, das geht nicht?“

Er: „Das ist so nicht vorgesehen. Natürlich kann die PV-Anlage den Strom an die Wärmepumpe liefern, aber wenn der Speicher voll ist, ist er voll.“

Ich: „Aber man könnte doch in dem Fall die Solltemperatur einfach um 5, 10 oder 20 Kelvin erhöhen, indem man einen zweiten, simplen Regler implementiert und so ein Mehrfaches an Energie speichern – die dann für die restlichen 20 Stunden reicht.“

Er: „Das ist so nicht vorgesehen. Aber Sie könnten einen Smart-E-Heizstab nehmen. Oder eine Batterie als Puffer.“

Ich kann es echt nicht glauben: Ich gebe 15k Euro für eine Wärmepumpe aus, und eine simple Softwarefunktion ist nicht vorgesehen, die seit 100 Jahren Stand der Technik ist? Und er schlägt mir vor, zusätzlich einen elektrischen Heizstab zu kaufen? Oder eine Batterie, die wieder 10 Kiloeuro kostet und garantiert nicht umweltfreundlicher ist als fünf Zeilen Softwarecode? Will der mich verarschen?

Ich frage ihn: „Sagen Sie mir ganz ehrlich: Sind wir gerade bei ‚Verstehen Sie Spaß?‘ Kommt gleich Kurt Felix um die Ecke und sagt mir, wo die Kameras sind? Oder meinen Sie das ernst?“

Na ja, das Ende vom Lied ist, dass es tatsächlich nicht vorgesehen ist und ich jetzt überlege, wie ich die Situation rette. Die 15k sind verbaut, aber die Wärmepumpe arbeitet dann, wenn sie Lust dazu hat. Und nicht, wenn es aufgrund der Umgebungstemperatur, des Überschusses an Erneuerbaren Energien oder anderen schlauen, dem gemeinen Ingenieur bekannten Kriterien besonders sinnvoll wäre. Es ist nicht zu glauben.

Ich bleibe dran. Aber ich muss einsehen: der Weg für eine umfassende Energiewende ist noch weit.

Gruß

David Wenger

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